Dekanats-Vollversammlung am 28. 2. 2014

Dechant Gump: Unsere Pfarren sind kräftig in Bewegung…
1. Versammlung dieser Art im Vikariat Süd – 16 weitere werden in den anderen Dekanaten folgen.
Bischofsvikar Stadler: Die ‚Premiere‘ ist gelungen! Ich danke allen für diesen vollen Einsatz.

„Engagiertes Ringen und liebevolle Sorge um die uns anvertrauten Pfarrgemeinden“ – so fasst Dechant Gerald Gump den Abend in kurzen Worten zusammen, nachdem am Fr, 28. 2. 2014 zur 1. Dekanats-Vollversammlung über 150 Verantwortliche des Dekanates Schwechat (etwa zwei Drittel waren gekommen) eingeladen waren, um gemeinsam die nächsten Schritte im Diözesanen Entwicklungsprozess anzugehen: Alle Pfarrgemeinderäte, Mitglieder der Dekanatskonferenz, Vertretende der Caritas-Einrichtung und Religionslehrenden, eine Vertretung der Evang. Schwesternkirche, wie auch der Diözesanleitung.

„Es gab Informationen über das diözesane und dekanatliche Geschehen, wie auch Austausch, es ging darum, Visionen stärkerer Kooperationen zu entwickeln, wie aber auch vor allem echt hinzuhorchen, was die Verantwortlichen unserer Pfarren dabei bewegt“, erzählt Dechant Gump. „Und es gab ein kräftiges Ringen um den richtigen Zukunftsweg – etwas, das eine Veranstaltung dieser Art sicher schwierig macht, zugleich aber auch soviel an ‚Herzblut‘ der Beteiligten spürbar macht, die mit vollem Einsatz für ihre Pfarrgemeinden kämpfen – Gott sei Dank!“

Fast 100 Personen waren im Pfarrzentrum Zirkelweg (Schwechat) mit dabei, als nach Gebet und Einführung die wesentlichen bisherigen Geschehnisse des Diözesan-Entwicklungs-Prozesses vorgestellt und im Plenum („offenes Mikrofon“) diskutiert wurden. Der Bischof von Wien, Kardinal Schönborn, hatte dafür 3 Grundlinien definiert:
1) „Mission first“: Es gilt, dass wir uns primär neu auf unseren Auftrag (auf unsere „Mission“) konzentrieren: Wofür und für wen sind wir als Kirche da?! Nicht geistloses Fortführen von Ritualen & Pflege von Denkmälern, sondern immer wieder neue Ausrichtung auf das Wesentliche. Es müssen andere etwas davon haben, dass es uns als Kirche gibt!
2) „Jüngerschaftsschulung“: Es gilt, dass die dafür Engagierten immer wieder gemeinsam neu in die Schule Jesu gehen; denn für alle relevanten Wege in die Zukunft braucht unsere Kirche engagierte & reife Christ/inn/en, die ihren Auftrag von Gott leben & umsetzen.
3) Strukturreform: Anhand der zuerst genannten Grundlinien gilt es, die Strukturen dem immer wieder neu anzupassen… - und dafür ist es auch nötig, von manch Gewohntem Abschied zu nehmen.

Und genau beim Thema der Strukturreform gingen auch in den Kleingruppen die Wogen hoch. Während die „Pfarren-Gemeinschaft Raum Schwechat“ (Mannswörth-Rannersdorf-Schwechat-Zwölfaxing; diesmal ohne Evang. Pfarre) auf dem Hintergrund langjähriger Zusammenarbeit konkrete nächste Schritte diskutierte, wurden in den beiden anderen Regionen viele Grundfragen kirchlicher Zukunft und Kooperationsmöglichkeiten mit viel „Herzblut“ und auch teils sehr emotional diskutiert. Im Raum stand die Grundidee des Bischofs, in den nächsten 8 Jahren mehrere derzeitige Pfarren organisatorisch zu je einer Pfarre zusammen zu fassen, um den Pool der Mitwirkenden innerhalb der konkreten Einheit zu vergrößern und ihren Einsatz spezifischer gestalten zu können – wesentlich ist aber, dass die am Ort lebenden kirchlichen Gemeinden dadurch nicht aufgelöst, sondern dadurch in ihrem Tun unterstützt werden. In dieser Richtung denkend steht’s nun an, neue Kooperationen und Wege der Zusammenarbeit zu beschreiten.

Verschiedene gute Ansätze und Erfahrung gelungen gelebter und zukunftsträchtiger Kooperationen wurden zusammen getragen. Große Sorge wurde geäußert, dass die einzelnen Gemeinden am Ort durch großstrukturelle Zusammenführungen kein individuelles Leben mehr bis hin zum Sonntagsgottesdienst entfalten könnten – „Das wäre Kirchlicher Selbstmord!“, wie Dechant Gump kommentierte. Die diözesanen Ideen, dass die Leitung einzelner Gemeinden ausschließlich ehrenamtlich vollzogen werden sollte, erfuhr massive Ablehnung – viele der diözesan vorgelegten Ideen wurden engagiert diskutiert und sehr differenziert beurteilt.

Im abschließende Plenum ging Dechant Gump nochmals genau auf diese Widerstände ein und zeigte sich sehr froh, dass sie nicht unter den Tisch gekehrt, sondern genau hier, „wo sie hingehören“ mit viel Engagement geäußert werden: „Und ich werde in meinen Bereichen & Möglichkeiten alles dafür tun, dass über diese Sorgen & Anliegen nicht achtlos hinweggegangen und zur Tagesordnung zurückgekehrt wird!“

„Ich habe eine Bitte an Euch“, sagte der offizielle „Auftraggeber“ des Projektes, Bischofsvikar Rupert Stadler, „dass Ihr Euch auf diesen gemeinsamen Weg einlasst. Ich bitte Euch um Offenheit für die Überlegungen, dass wir Brauchbares und Unbrauchbares finden, uns nicht von vornherein begrenzen zu lassen, aber doch aus den Quellen her zum Wesentlichen vorzustoßen.“ Und er dankte dem Dekanat für die „Pionierarbeit“, weil diese Veranstaltung die erste im Süd-Vikariat war – in den nächsten Wochen & Monaten werden dieserart Treffen auch in allen anderen 16 Dekanaten durchgeführt werden. „Die ‚Premiere‘ ist gelungen! Ich danke allen für diesen vollen Einsatz.“

„Der Prozess ist im Dekanat angekommen, die Sorge um die Zukunft unserer Kirche liegt nicht nur mehr beim Bischof, auch wenn es bequemer wäre, die Verantwortung bei Ihm allein zu belassen.“ kommentierte Diakon Manfred Weißbriacher in einer ersten Stellungnahme. „Wir stehen am Beginn eines Prozesses, bei dem natürlich viele Fragen offen sind, es keine fertigen Konzepte gibt und ein Denken über den eigenen Kirchturm hinweg, so schwierig dies für einzelne auch sein mag, gefordert ist.“

Ähnlich kommentierte Dekanats-Jugendleiterin Veronika Poindl das Geschehene: „Für mich war der Abend einfach toll, weil es so viel Gedankenaustausch gegeben hat! Ich glaube, das tut unserer Kirche einfach gut, auch wenn erstmal viel Frust abgeladen werden musste.“

Die Sorge um das Leben und Feiern der konkreten Menschen am Ort war ein besonders Thema. „Die Sorge über die Zukunft  der eigenen Pfarre war deutlich spürbar“, erzählt die von den Pfarrgemeinden in den diözesanen Vikariatsrat gewählte Maria Fohringer. „Da braucht es von unserer Seite noch viel Hinhorchen einerseits und Begleitung andrerseits.“

Ähnliches meint auch Dekanats-Pastoralassistentin Ingrid Mohr zur „dichten Veranstaltung“: „Durch die gemischte Zusammensetzung der Teilnehmenden ergab sich für alle ein wesentlich plastischeres Bild von Kirche in unserem Dekanat als zuvor.“

„Alles in allem ist spürbar: Die Kirche lebt in den vielfältigen Pfarrgemeinden unseres Dekanates sehr kräftig“, erzählt Dechant Gerald Gump. „Und es gibt ein engagiertes Ringen um die richtigen Wege in die Zukunft, aber keinen Zweifel daran, dass wir als Kirche Zukunft haben!“

Statement von Bischofsvikar Rupert Stadler im Wortlaut:
“Die Vielfältigkeit des Dekanates im Ballungsraum um die Stadt Schwechat, aber auch mit dörflichem Charakter, mit selbstständigen Marktgemeinden, einem Kloster und einer Wallfahrtskirche wird deutlich sichtbar. Heute wollen wir unseren Blick auf dieses Dekanat werfen und damit auch eine Grundlage schaffen für ein gemeinsames Weiterarbeiten in der Dechantenkonferenz im Jänner 2015 in Passau.
Unsere Aufgabe wird es sein, den Blick auf unsere Region zu lenken. Gemeinsam zu überlegen, wie Kirche sich im Dekanat Schwechat entwickelt. Heute wollen wir damit beginnen! Was am Ende unserer Überlegungen im schriftlichen Bericht Ende des Jahres abgegeben wird, weiß ich heute noch nicht. Wüsste das jemand von uns, bräuchten wir uns nicht auf den Weg machen, nicht in einen Entwicklungsprozess einzusteigen.
Ich habe eine Bitte an Euch: sich einzulassen auf diesen gemeinsamen Weg. Offenheit für die Überlegungen, dass wir Brauchbares und Unbrauchbares finden, uns nicht von vornherein begrenzen zu lassen, aber doch aus den Quellen her zum Wesentlichen vorzustoßen. Es ist ein dreifaches, dass uns aufgetragen ist.
Wir haben die Aufgabe unseren Glauben in der heutigen Zeit zu leben und die Freude unseres Glaubens auch miteinander zu teilen.

Die Frohe Botschaft, die wir hören, die sollen wir hinaustragen:
* “Mission first”, das Erste, was wir Christen tun, ist, dass wir das, was Gott uns schenkt nicht in uns verschließen, sondern teilen.
* Das Zweite: die Jüngerschaftsschulung: wir wollen als Christen leben und mit Jesus durch diese Welt gehen. In seiner Spur von ihm lernen und mit ihm gehen.
* Und ein Drittes: wir wollen auch auf die Strukturen schauen, die möglichst hilfreich sein sollen. Strukturen sind nicht die Hauptsache.
Und in diesem Dreischritt an dritter Stelle gereiht. Ganz bewusst ist zuerst die Verkündigung und die Mission! Der Weg des Christen: wie lebe ich heute als Christ in der Welt als veränderte Gesellschaft und in der Form, die mir Hilfe ist, möchte ich das gestalten.
Liebe Teilnehmer an dieser heutigen Dekanatsvollversammlung, die ihr so zahlreich gekommen seid: Jetzt machen wir uns auf den Weg.
Ich habe Euch ein kleines symbolisches Geschenk mitgebracht, einen Schirm, nach dem Psalmwort 119,114 „Du bist mein Schirm und mein Schild, ich hoffe auf Dein Wort” . Ihr werdet ihn brauchen bei zu viel Sonne oder bei zu wenig Sonne, bei Regen und Sturm. Und wenn Ihr ihn nicht aufspannen müsst, dann nehmt ihn einfach als Stütze zum Gehen. Ich wünsche Euch allen, die Ihr hier versammelt seid, dass wir an diesem Abend miteinander in Freude unseren Glauben teilen und den Weg beginnen, im Namen Gottes!”

Zum Abschluss bedankte sich Bischofsvikar Stadler für die rege Teilnahme:
“Mit der heutigen Dekanatsvollversammlung in Schwechat beginnen die Treffen in allen 17 Dekanaten des Vikariates. Die “Premiere” ist gelungen! Ich danke allen für diesen vollen Einsatz. “


Fotos: Sylvia Dolezal-Mayer, Elisabeth Fürst